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Die Gründung der Universität Bayreuth und die Welt von heute

Festrede zum 50. Jahrestag der Gründung der Universität Bayreuth 

am 20.10.2025 im Markgräflichen Opernhaus, Bayreuth*

Prof. Dr. Jan-Otmar Hesse

Prof. Dr. Jan-Otmar Hesse, Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

„An der Wiege der Universität Bayreuth stand keine Universitätsideologie Pate; […] Die Bayreuther Grundkonzeption liegt vielmehr in dem bewußten Verzicht auf ein Totalkonzept […und] in der Distanzierung von einer Technik der Ganzheitsplanung! [Die Bayreuther Grundkonzeption geht von] dem Bekenntnis zu einer offenen und pluralistischen Universität [aus], [von] der Hinwendung zu einer Technik des schrittweisen Umbaus überholter Formen und Institutionen, vorgenommen von Fall zu Fall.”¹

Diese Worte stammen nicht von mir, sondern von dem Münchener Physikprofessor und späteren Bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Wild. Wild war von der Bayerischen Staatsregierung zum Vorsitzenden der „Strukturkommission“ gemacht worden, die zwischen 1971 und 1975 das Grundkonzept der Universität Bayreuth erarbeitet hat. Im November 1975, zum Beginn des Lehrbetriebes und anlässlich des Festaktes zur Eröffnung der Universität Bayreuth, legte diese Kommission eine Art Abschlussbericht vor, der mit den zitierten Worten Wilds beginnt. Ich meine, dass sich in diesen Worten – niedergeschrieben vor ziemlich genau 50 Jahren – ein Erfolgsmuster findet, das in der Geschichte unserer Universität immer wieder angewendet worden ist: Der Verzicht auf eine „Universitätsideologie“ und der „schrittweise Umbau … von Fall zu Fall“. Das klingt auf den ersten Blick möglicherweise wenig spektakulär. Wenn wir aber bedenken, dass mit diesem Erfolgsrezept über 50 Jahre hinweg, in einer sich sehr schnell verändernden deutschen Gesellschaft zuverlässig wissenschaftliche Erfolge generiert wurden und der Universität Bayreuth so zu einem unbestrittenen Platz im deutschen Wissenschaftssystem verholfen wurde, so weckt das doch die Neugier, wie es vor fünfzig Jahren entstanden ist. Ich möchte Sie also mitnehmen auf eine Reise in die jüngere Vergangenheit, in das Jahr 1975, als der VW-Polo das Licht der Welt erblickte, genauso wie die Yps-Hefte, und eben auch unsere Universität. Wir schauen dann, wie unsere Universität erwachsen wurde, wie sie sich entwickelt hat und was wir hieraus heute, an ihrem 50. Geburtstag, für die Zukunft lernen können.

* Ich danke Prof. Dr. Helmut Ruppert und Prof. Dr. Walter Zimmermann für die kritische Lektüre der ersten Fassungen des Textes und Frau Dr. Witowski für die große Unterstützung der Archivrecherchen.

¹ „Material zur Vorbereitung des Besuchs des Ausschusses für Hochschulausbau des Wissenschaftsrates bei der Universität Bayreuth“, 7. November 1975, Universitätsarchiv Bayreuth (= UAB), XI/2/1.