Universität Bayreuth, Pressemitteilung Nr. 081/2024 vom 08.08.2024
Geimpfte Bäume für den Artenschutz
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert ein Projekt zur Wiederansiedlung bedrohter Pilzarten im Nationalpark Bayerischer Wald. Die Hauptkoordination und wissenschaftliche Betreuung liegen bei der Universität Bayreuth.
What for?
Die Zerstörung von Ökosystemen und der Artverlust sind zwei der drängendsten Probleme unserer Zeit. Die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 sieht vor, geschädigte Ökosysteme zu restaurieren und die Natur langfristig zu schützen. Pilze sind jedoch bisher im institutionellen Naturschutz sowie in den gängigen Naturschutzgesetzgebungen unterrepräsentiert, obwohl einige Arten als sogenannte Naturnähezeiger zur Bewertung der Naturnähe von Waldbeständen dienen können. Ziel des geförderten Projekts ist es, ausgewählte Naturnähezeiger verschiedener Lebensräume erfolgreich im Labor zu kultivieren, in geeigneten Habitaten anzusiedeln und Artenschutzkonzepte für diese Arten zu entwickeln.
Im Projekt „Wiederansiedlung vom Aussterben bedrohter Pilze in Mitteleuropäischen Wäldern“ sollen seltene Pilzarten, die sich vom Abbau organischer Substanz wie Holz ernähren, durch gezielte Wiederansiedlung gefördert werden. Nun ist der Startschuss für die Feldversuche – das Ausbringen der Pilze im Nationalpark Bayerischer Wald – gefallen. Das Projekt wird von der DBU mit 351.250 Euro gefördert und läuft bis Anfang 2027.
„Wir kultivieren die Pilzarten zunächst auf Nährböden im Labor“, erklärt Dr. Franziska Zahn vom Lehrstuhl für Pilzökologie an der Universität Bayreuth. Diese gezüchteten Pilze werden mithilfe von Holzdübeln, die man vom Möbelaufbau kennt, in vorgebohrte Löcher in die Wirtsbäume – Fichte, Buche und Tanne – gesetzt: Die Bäume werden geimpft. So werden die Pilze in der Managementzone des Nationalparks verteilt. Das Projekt umfasst etwa 400 geimpfte Stammstücke, aus denen äußerlich sichtbare Pilz-Fruchtkörper wachsen sollen. Das Beimpfen der Bäume auf der Versuchsfläche wird maßgeblich von Praktikantinnen und Praktikanten des Nationalparks unterstützt.
„Ich bin sicher, dass wir in spätestens zwei Jahren erste Fruchtkörper entdecken werden“, sagt Mykologe Peter Karasch vom Nationalpark Bayerischer Wald, der für die Arbeiten vor Ort zuständig ist. Die 20 Projektstandorte in den Nationalpark-Dienststellen Bayerisch Eisenstein und Spiegelau werden in den kommenden Jahren regelmäßigen Monitorings unterzogen, um zu überprüfen, wie schnell sich die Pilzarten unter welchen Bedingungen ausbreiten können.
DBU-Generalsekretär Alexander Bonde: „Zusammen mit der Universität Bayreuth und dem Nationalpark Bayerischer Wald betreten wir hier echtes Neuland. Denn erstmals werden gezielte Artenschutzmaßnahmen für seltene Pilzarten in der Praxis erprobt.“ Trotz der wichtigen Funktion von Pilzen besonders in Waldökosystemen gebe es dazu bisher fast keine Erfahrungen, so Bonde. Der DBU-Generalsekretär weiter: „Das gemeinsame Vorhaben der Pilzexperten von der Universität Bayreuth unter der Leitung von Professor Claus Bässler vom Lehrstuhl für Ökologie der Pilze und der Fachleute vom Nationalpark Bayerischer Wald ist daher innovativ und wegweisend für den praktischen Naturschutz.“
Prof. Dr. Claus BässlerLehrstuhl für Pilzökologie
Tel.: +49 (0)921 / 55-2453
E-Mail: Claus.Baessler@uni-bayreuth.de
Dr. Franziska ZahnLehrstuhl für Pilzökologie
Tel.: +49 (0)921 / 55-2466
E-Mail: franziska.zahn@uni-bayreuth.de
Theresa HübnerStellv. Pressesprecherin
Telefon: +49 (0) 921 / 55 - 5357
E-Mail: theresa.huebner@uni-bayreuth.de