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Universität Bayreuth, Pressemitteilung Nr. 071/2025 – 04.09.2025

Neue europäische Spitzenförderung für Forschende der Universität Bayreuth

Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert vier junge Forschende an der Universität Bayreuth mit neuen ERC Starting Grants von jeweils 1,5 Millionen Euro. Die Themen reichen von Sustainability in Metall-Materialkreisläufen, über Künstliche Intelligenz und Polymer Science bis zu Hochdruckmineralogie. Darüber hinaus kommt Prof. Dr. Stephen Mojzsis als Stipendiat des ERC Synergy Grants an die Universität Bayreuth. Er erforscht die physikalischen und chemischen Eigenschaften erdähnlicher Planeten in unserer Galaxie.

Logo des European Research Councils und die Europäische Flagge

Prof. Dr. Johannes Buchen, Juniorprofessur für Geomaterialien, erforscht mit seinem durch einen ERC Starting Grant geförderten Projekt wasserhaltige Phasen im unteren Erdmantel. Wasser ist nicht nur die Grundlage des Lebens auf der Erde, es ist auch ein zentraler Akteur in den geologischen Prozessen, die die Erde gestalten: Seit Milliarden von Jahren steht die Erdoberfläche durch Vulkanismus und Plattentektonik in ständigem Austausch mit dem Erdinneren. Dabei hat sich ein tiefer Wasserkreislauf entwickelt, der möglicherweise bis in den unteren Erdmantel reicht. Diese bislang wenig erforschte Zone könnte entscheidend zur Stabilität von Ozeanen und der Atmosphäre beigetragen haben und damit zum Fortbestand lebensfreundlicher Bedingungen auf der Erde. Ziel von HYDROSPHEAR ist es herauszufinden, ob und wie Wasser in den Gesteinen des unteren Erdmantels gespeichert werden kann. Obwohl dieser Bereich fast die Hälfte der Erdmasse ausmacht, ist bislang unklar, ob dort überhaupt nennenswerte Mengen von Wasser vorhanden sind. Diese Wissenslücke will Buchen schließen, indem die Stabilität und Eigenschaften bestimmter wasserhaltiger Kristalle in Experimenten bei den extremen Bedingungen des unteren Erdmantels im Labor erforscht und mit geophysikalischen Daten verglichen werden. So kann abgeschätzt werden, wie viel und wo genau Wasser im unteren Erdmantel gespeichert sein könnte. Das Projekt startet Anfang 2026 und wird für fünf Jahre mit 1,5 Mio. Euro gefördert.

Foto vom Playa Echentive in Spanien als Symbolbild für die geologische Wechselwirkung von Wasser und Gestein
Logo des ERC Starting Grant Projekts SEMPATHY von Prof. Dr.-Ing. Christoph Helbig

Prof. Dr.-Ing. Christoph Helbig, Professor für Ökologische Ressourcentechnologie, erhält den ERC Starting Grant für das Forschungsprojekt „SEMPATHY: Socio-Economic Metabolism Pathways for Sustainable Metal Cycles“ (SEMPATHY). Das Projekt hat zum Ziel, eine innovative Methodik zu entwickeln, um das drängende Problem nicht geschlossener globaler Metallkreisläufe zu lösen und so die Grundlage für eine nachhaltige, resiliente und sichere Versorgung mit Technologiemetallen zu schaffen.

Während der weltweite Bedarf an Technologiemetallen insbesondere durch die Nachfrage nach erneuerbaren Energien, E-Mobilität und Digitalisierung stark ansteigt, werden gleichzeitig die Umweltauswirkungen der Metallproduktion und -verarbeitung immer relevanter. SEMPATHY begegnet dieser Herausforderung durch die Entwicklung eines revolutionären Modellierungsrahmens, der erstmals eine systemische Sicht auf globale Metallkreisläufe ermöglicht und die Metalle selbst als Legierungselemente, Verunreinigungen oder in Abfallströmen verfolgen kann. Im Ergebnis sollen digitale und interaktive Metallpfad-Karten entstehen, die den Weg der Technologiemetalle vom Bergbau bis zum Recycling unter Berücksichtigung von Ertragsraten, elementarer Zusammensetzung und unbeabsichtigter Kontamination darstellen. Das Projekt soll im Januar 2026 starten und wird bis einschließlich 2030 mit 1,5 Mio. Euro gefördert.

Zudem erhält Prof. Dr. Christopher Künneth einen ERC Starting Grant für sein Projekt „Generative polymer informatics“ (genPI). Mit seiner Forschung will Künneth mithilfe von generativer Künstlicher Intelligenz neuartige Polymerstrukturen mit präzise zugeschnittenen Eigenschaften erzeugen und so die traditionellen ressourcenintensiven und manuellen Entdeckungsprozesse von neuen Polymeren im Labor beschleunigen. Dieser bahnbrechende Ansatz verspricht, völlig neue Klassen von Polymeren zu erschließen und geht dabei direkt auf zentrale globale Herausforderungen wie ökologische Nachhaltigkeit, erweiterte Funktionalität und innovative Synthesemethoden ein. Die erfolgreiche Umsetzung des Projekts könnte die Polymerproduktion von der nachhaltigen Fertigung bis zum Gesundheitswesen revolutionieren und fördert die Zusammenarbeit und Innovation zwischen Wissenschaft und Industrie. Das Projekt wird ab 2026 für fünf Jahre mit 1,5 Mio. Euro gefördert.

Auch Prof. Dr. Alex J. Plajer, Juniorprofessur für Makromolekulare Chemie, wird ab Februar 2026 mit 1,5 Mio. Euro über fünf Jahre gefördert. Ziel seines Forschungsprojekts „PolyMetal – Chiral One-Dimensional Enchainment of Metals“ (PolyMetal) ist die Entwicklung neuer Kunststoffe, die nicht wie üblich aus Ketten von Kohlenstoffatomen bestehen, sondern aus Ketten von Metallen. Damit soll eine völlig neue Klasse von Halbleitern entstehen, die potenziell die Energieeffizienz von Displays verdoppeln können und neue Perspektiven vom Quantencomputing bis zur Medizintechnik eröffnen.

Gelöster Kunststoff in einem Glaskolben

Hierfür will Plajer Kunststoffe mit besonderer Architektur herstellen, die sich die sogenannte metallophile Wechselwirkung zunutze macht – schwache, aber hochgerichtete Anziehungskräfte zwischen Metallatomen, die es ermöglichen, Metallionen wie Perlen auf einer Kette zu stabilisieren und elektrisch zu koppeln. Durch diese Anordnung entsteht ein einzigartiger elektronischer Aufbau, bei der die Metallkette als leitfähiger Pfad fungiert, während eine gewundene Polymerhülle optische Eigenschaften präzise steuert. So können Materialien erzeugt werden, die nicht nur besonders gut leuchten, sondern auch zirkular polarisiertes Licht aussenden – ideal für den Einsatz in energieeffizienten Displays. Das Projekt kombiniert dabei Methoden der Polymerchemie mit Koordinationschemie und testet neben Gold auch häufiger vorkommende Metalle wie Kupfer oder Eisen für einen nachhaltigen Ansatz.

ERC Synergy Grant-Träger an der Universität Bayreuth

Logo des Projekts GEOASTRONOMY, das mit einem ERC Synergy Grant gefördert wird

Prof. Dr. Stephen Mojzsis kommt mit einem der renommiertesten Forschungsstipendien des ERC an die Universität Bayreuth: einem ERC Synergy Grant. Am Bayerischen Geoinstitut (BGI) der Universität Bayreuth forscht er in den kommenden sechs Jahren gemeinsam mit Partnern an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und dem Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) in Orléans im Projekt „GEOASTRONOMY“ über Planeten außerhalb unseres Sonnensystems: Exoplaneten.

Bislang mangelt es an Wissen über die Elemente, aus denen Exoplaneten bestehen, den Aufbau ihrer Atmosphären sowie die Kräfte und Prozesse, die ihren inneren Aufbau bestimmen (sogenannte geodynamische Prozesse). Das am BGI koordinierte internationale Forschungsprojekt GEOASTRONOMY will diese Wissenslücke schließen, insbesondere im Zusammenhang mit der Frage, wie erdähnliche Planeten entstehen und sich entwickeln. Die Forscher untersuchen drei Kategorien von Planeten: Sub-Neptune (Exoplaneten, die kleiner als Neptun sind), Super-Erden (Exoplaneten, die größer als die Erde sind) und Exoplaneten mit ultrakurzen Umlaufzeiten, die möglicherweise Magmaozeane und ionisierte Atmosphären haben.

Das interdisziplinäre Forschungsteam verbindet Prinzipien der Geowissenschaften mit denen der Astrophysik. Forscher am BGI der Universität Bayreuth berechnen plausible Gesamtzusammensetzungen der Exoplaneten und ihre thermochemische Entwicklung, die in geodynamische Modelle einfließen. Die Ergebnisse werden anschließend von Forschern der Experimentellen Petrologie (CNRS) und der Astrophysik (LMU) weiterverwertet. Der ERC fördert das Projekt über einen Zeitraum von sechs Jahren mit über zehn Millionen Euro, die zu etwa gleichen Teilen auf die drei Forschungsstandorte aufgeteilt werden.

Hintergrund: ERC Grants:

ERC Grants sind Fördermittel des European Research Council (ERC), die im
Rahmen des EU-Programms Horizon Europe (früher Horizon 2020) vergeben werden. Sie dienen der Pionierforschung (Frontier Research) und richten sich ausschließlich nach dem wissenschaftlichen Exzellenzprinzip – also ohne thematische Vorgaben. 

Der ERC Starting Grant fördert exzellente Nachwuchsforschende am Beginn ihrer unabhängigen Karriere für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren mit bis zu 1,5 Millionen Euro. Voraussetzungen für die Bewilligung sind eine vielversprechende Erfolgsbilanz der Bewerberinnen und Bewerber im jeweiligen Forschungsgebiet sowie ein hervorragender Forschungsantrag. 

ERC Synergy Grants sind eine spezielle Förderlinie des ERC, die darauf abzielt, besonders ambitionierte, komplexe Forschungsfragen zu lösen, die nur durch das enge Zusammenwirken mehrerer Spitzenforscher und -forscherinnen bearbeitet werden können.

Foto von Prof. Dr. Johannes Buchen

Prof. Dr. Johannes Buchen

Juniorprofessur für Geomaterialien

Bayerisches Geoinstitut
Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-3709
E-Mail: johannes.buchen@uni-bayreuth.de
Website: www.geophormae.org

Prof. Dr. Christoph Helbig

Prof. Dr. Christoph Helbig

Lehrstuhl für Ökologische Ressourcentechnologie

Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-7540
E-Mail: christoph.helbig@uni-bayreuth.de

Prof. Dr. Christopher Kuenneth

Prof. Dr. Christopher Künneth

Computational Materials Science

Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-7330
E-Mail: christopher.kuenneth@uni-bayreuth.de

Alex Plajer

Prof. Dr. Alex Plajer

Juniorprofessor für Makromolekulare Chemie

Universität Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-3296
E-Mail: alex.plajer@uni-bayreuth.de

Foto von Prof. Dr. Stephen Mojzsis

Prof. Dr. Stephen Mojzsis

Geoastronomy Research Group

Bayerisches Geoinstitut (BGI)
Universität Bayreuth
E-Mail: stephen.mojzsis@uni-bayreuth.de

Theresa Hübner

Theresa Hübner

Stellv. Pressesprecherin
Universität Bayreuth

Telefon: 0921 / 55-5357
E-Mail: theresa.huebner@uni-bayreuth.de