Geschwindigkeit, Beschleunigung, Gesamtweg, Drehungsgeschwindigkeit und Aktivität – was vorher die Trainerinnen und Trainer nur mit ihren Augen sahen, wird nun mithilfe von Sensoren gemessen und mit stichhaltigen Datenpunkten festgehalten. „Allein die Fülle von Daten und deren Auswertung ist etwas, das es vorher noch nie im deutschen paralympischen Sport gegeben hat“, sagt Prof. Fuss. Die erhobenen Daten können verwendet werden, um die Performance im Training und im Spiel zu messen, Verbesserungen der Spielerinnen und Spieler festzustellen oder eine Auswahl des Kaders zu treffen. „Diese neuen Informationen und die Entdeckung von neuen Performance-Parametern können dazu führen, dass Trainingsprozesse optimiert oder komplett umgestellt werden“, so Fuss.
In die Forschung sind alle Mitglieder der Nationalmannschaften Rollstuhl Basketball eingebunden sowie der Deutsche Behindertensportverband (DBS). Das Projekt beginnt im Januar 2026 und läuft über zwei Jahre. Dabei werden die Rollstühle der deutschen Rollstuhlbasketball Nationalmannschaft mit je einem Sensor an jedem händisch angetriebenen Hinterrad angebracht. Die Sensoren messen nicht nur kontinuierlich Geschwindigkeitsdaten, sondern erlauben auch eine Auswertung definierter Leistungsparameter über die gesamte Trainings- und Spielzeit. Zudem erlaubt die Überwachung mit Sensoren das Erproben unterschiedlicher Trainingsregimes und eine Bewertung, welches Training für den Kader oder einzelne Mitglieder am effizientesten ist.
Bereits im Vorfeld haben in Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Rollstuhl Basketball Verband Testläufe der Datenerhebung stattgefunden. Anschließend haben Fuss und Bäumker 2024 am Trainingscamp der Damen-Nationalmannschaft in Lobbach teilgenommen und die Rollstühle dort ebenfalls mit Sensoren ausgestattet. Die erhobenen Daten, welche Teil von Bäumkers Masterarbeit waren, sind ein deutlicher Hinweis auf den Erfolg des sensorbasierten Trainings und damit ausschlaggebend für die Bewilligung des Förderantrags. Fuss bringt seine Erfahrung bezüglich sensorbasierter Spiel- und Trainingsdaten aus anderen Sportarten in das neue Projekt mit ein: Bereits während seiner Sports-Engineering Professur an der RMIT Universität in Melbourne, Australien, betreute er Promotionsprojekte von 2009-2012, bei denen sensorbasierte Performance-Daten des Australischen Rollstuhl Rugby Teams gemessen und ausgewertet wurden. „Diese Projekte haben entscheidend zur ersten Australischen Goldmedaille im Rollstuhl Rugby bei den 2012 Paralympischen Spielen in London beigetragen“, sagt Fuss.
Dieses Projekt wurde mit Forschungsmitteln des Bundesinstituts für Sportwissenschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.