Für alle untersuchten 61 Metalle gilt: Die Anteile, die dem Wirtschaftskreislauf im Laufe der Zeit verlorengehen, müssen ständig durch neue Bergbauaktivitäten ausgeglichen werden. Je größer die Verluste sind, desto mehr Ressourcen gehen unwiederbringlich verloren und desto schädlicher sind die Folgen für Klima und Umwelt. „Es liegt im dringenden Interesse der Weltbevölkerung, die Nutzungsdauer von Metallen zu verlängern und möglichst geschlossene Wirtschaftskreisläufe anzustreben, die ohne signifikante Verluste auskommen. Diese Ziele lassen sich aber nur erreichen, wenn die Lebensdauer eines jeden technologierelevanten Rohstoffs verlängert und mit großer statistischer Genauigkeit berechnet werden kann,“ sagt Prof. Dr. Christoph Helbig, der an der Universität Bayreuth den neu eingerichteten Lehrstuhl für Ökologische Ressourcentechnologie innehat. Ziel seiner Forschungsarbeiten ist es, die Nutzungsdauern metallischer Ressourcen zu erhöhen und auf diese Weise zu umwelt- und klimafreundlichen Industrien beizutragen.
Die jetzt in „Nature Sustainability“ publizierten Berechnungen beruhen auf einem neuen, von den Autor*innen entwickelten Modellierungsverfahren, mit dem sich die Lebensdauer von Metallen weitaus zuverlässiger berechnen lässt als nur mit den bisher üblichen Messungen von Recyclingraten. Die Besonderheit dieses statistischen Verfahrens liegt darin, dass es gleichermaßen auf nahezu alle Metalle des Periodensystems anwendbar ist. Dies ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass die gewonnenen Daten miteinander vergleichbar sind. Nur so bilden sie eine zuverlässige Basis für Ökobilanzen, die Auskunft darüber geben, inwieweit wertvolle Rohstoffe effizient genutzt oder verschwendet werden. Ökobilanzierungen im Bereich der abiotischen Rohstoffe werden aufgrund der jetzt erzielten Forschungsergebnisse erheblich aussagekräftiger sein können.
Prof. Dr. Christoph Helbig hat die Arbeit an der neuen Studie noch an der Universität Augsburg begonnen und das Thema nach Bayreuth mitgebracht: „Ich freue mich sehr darauf, die bestehenden Kooperationen mit den Arbeitsgruppen in Bordeaux und Augsburg an der Universität Bayreuth fortzuführen und weiterzuentwickeln“, sagt Helbig. Die Universität Bordeaux ist eine der Partnereinrichtungen des Gateway Office, das die Universität Bayreuth vor zwei Jahren zum weiteren Ausbau ihrer internationalen Vernetzung in Forschung und Lehre eingerichtet hat.
Veröffentlichung:
A. Charpentier Poncelet et al.: Losses and lifetimes of metals in the economy. Nature Sustainability (2022), DOI: https://doi.org/10.1038/s41893-022-00895-8