Universität Bayreuth, Pressemitteilung Nr. 108/2022 vom 06.07.2022
Interview-Podcast „Moorminuten“ der Uni Bayreuth
Moore stehen im Mittelpunkt einer Podcast-Serie des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER) an der Universität Bayreuth. Dort wird seit vier Jahren im Rahmen des Bayerischen Klimaforschungsnetzwerks im Projekt „AquaKlif - Einfluss multipler Stressoren auf Fließgewässer im Klimawandel“ die Frage gestellt: Was können wir tun, um die Folgen des Klimawandels auf Bäche abzumildern? Ein wichtiger Schritt ist hierbei der Schutz der Moore in den Quellgebieten der Mittelgebirge. Zwei junge Wissenschaftlerinnen, die am Lehrstuhl für Hydrologie im BayCEER in Niedermoorgebieten forschen, haben mit Fachleuten darüber gesprochen. Herausgekommen ist der Podcast „Moorminuten“.
Sieben Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Universität Bayreuth und darüber hinaus eröffnen verschiedene Perspektiven auf die Bedeutung, den Zustand und den Erhalt von Mooren. Was macht Moore aus? Welche Rolle können sie spielen für Klimaschutz, Wasserhaushalt und Artenvielfalt? Und wie renaturiert man ein Moor?
Moore gelten als wichtiger Wasserspeicher und als Senke für das Klimagas CO2. Die Idee für den Podcast kam Lisa Kaule, die am Lehrstuhl für Hydrologie im BayCEER promoviert, bei der Neu-Vermessung des Lehstenbach-Niedermoors. Im vermessenen Gebiet gibt es Maßnahmen seitens der Bayerischen Staatsforsten, um einzelne Moorflächen zu renaturieren. Andererseits werden die Flächen sowohl durch den Klimawandel als auch die Holzernte beeinträchtigt. Was ist eigentlich möglich und nötig, wenn man Moore als Wasser- und Kohlenstoffspeicher langfristig erhalten oder wieder funktionsfähig machen will? Diese Frage stand im Raum und es reifte der Plan, hierzu verschiedene Fachleute in und außerhalb der Universität zu interviewen und die Gespräche als Podcast-Reihe aufzubereiten. „Der Podcast mit Gesprächen ist ideal, um in jeweils wenigen Minuten verschiedene Blickwinkel auf ein Thema einzufangen – und darüber hinaus ein schönes Projekt in Sachen Wissenschaftskommunikation“, urteilt Dr. Birgit Thies, die für die Öffentlichkeitsarbeit im Projekt AquaKlif verantwortlich ist.
Hintergrund:
Den Großteil aller Fließgewässer-Kilometer machen weltweit wie auch in Bayern nicht die großen Flüsse, sondern kleine Bach-Oberläufe aus, in denen fein verästelt aus tausenden von Quellgebieten das Wasser in Richtung Main, Donau und Elbe fließt. An diesen kleineren Fließgewässern setzt das Forschungsprojekt AquaKlif an. Wie sich das zukünftige Klima auf den Wasserhaushalt kleiner Bach-Einzugsgebiete in Mittelgebirgsregionen auswirken wird, untersuchen Lisa Kaule und PD Dr. Sven Frei vom Lehrstuhl für Hydrologie, BayCEER/Universität Bayreuth in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Lisa Kaule warnt: „Die mit steigenden Temperaturen einhergehende höhere Verdunstung und die saisonale Verschiebung der Niederschläge kann den Ökosystemen in Wäldern, Mooren und Bächen massiv schaden – und damit den Menschen, die deren Leistungen nutzen“. Um das hydrologische Modell des Bacheinzugsgebiets weiter zu verbessern, haben die Forschenden das bachbegleitende Niedermoorgebiet am Lehstenbach neu kartiert und bereits einen drastischen Rückgang des Moorkörpers in den letzten 30 Jahren festgestellt.
Katharina Blaurock untersuchte für ihre Doktorarbeit an einem Zufluss der Großen Ohe im Bayerischen Wald, wie sich Sommertrockenheit auf die chemische Qualität des Bachwassers auswirkt. Im Rahmen eines Verbundprojekts der Universität Bayreuth, der TU Dresden, des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des Nationalparks Bayerischer Wald fand sie heraus, wie sich flache, moorige und steile Gebiete bezüglich der Auswaschung von gelöstem organischen Kohlenstoff (DOC) aus den Böden in die Bäche unterscheiden. DOC ist ein wichtiger Nährstoff für viele im Bach lebenden Organismen, kann in Treibhausgase umgewandelt werden und erschwert die Trinkwasseraufbereitung. Seit einigen Jahrzehnten ist in vielen Einzugsgebieten auf der Nordhalbkugel ein kontinuierlicher Anstieg der Konzentration von DOC zu beobachten. Dies könnte bedeuten, dass Kohlenstoffspeicher in Moorkörpern oder Waldböden abgebaut werden.
Mit Interviews mit:
- Prof. Dr. Giselher Kaule, ehem. Leiter des Instituts für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart:
- Moore gestern und heute
- Prof. Dr. Stefan Peiffer, Lehrstuhl für Hydrologie, BayCEER / Universität Bayreuth:
- Moore hydrologisch
- PD Dr. Sven Frei, Lehrstuhl für Hydrologie, BayCEER / Universität Bayreuth:
- Moore und Modellierung
- Prof. Dr. Klaus-Holger Knorr, AG Ökohydrologie und Stoffkreisläufe am Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster:
- Moore weltweit
- Dr. Linda Seifert, Gewässerökologin im Nationalpark Bayerischer Wald:
- Moore im Bayerischen Wald
- Prof. Dr. Carl Beierkuhnlein, Lehrstuhl für Biogeografie, BayCEER / Universität Bayreuth:
- Moore und Artenvielfalt
- Dr. Stephanie Thomas, Lehrstuhl für Biogeografie, BayCEER / Universität Bayreuth:
Moore und Mücken
Mehr zur wissenschaftlichen Arbeit der Podcast-Autorinnen:
Kaule, L., Frei, S.: Analysis of drought conditions and their impacts in a headwater stream in the Central European lower mountain ranges. Reg Environ Change 22, 82 (2022)
Blaurock, K., Beudert, B., Gilfedder, B., Fleckenstein, J., Peiffer, S., Hopp, L.: Low hydrological connectivity after summer drought inhibits DOC export in a forested headwater catchment. Hydrology and Earth System Sciences, 25(9), 5133-5151 (2021).
Dr. Birgit ThiesBayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung (BayCEER) | Universität Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 / 55-5700
E-Mail: birgit.thies@uni-bayreuth.de
www.bayceer.uni-bayreuth.de
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